Galerie fortschrittlicher Arbeiterfotografen

Willkommen!

Betriebe sind ein nichtöffentlicher Raum. Der Zugang mit der Kamera ist nicht leicht. Da wird vorher nach der Sichtweise des Fotografen geschaut. Ich hatte Glück und mir wurde der Zugang vom Betriebsrat organisiert. Über einen Zeitraum von 4 Wochen konnte ich Former, Gießer, Maschinenführer, Betriebselektriker und Schleifer mit meiner Kamera begleiten. Am ersten Tag meines Betriebsbesuches mussten alle Beschäftigten im 15 Minuten-Takt in die Personalabteilung und ihre Kündigung holen. Das jahrelange Tauziehen um den Erhalt des Betriebes hatten sie verloren. Trotz ihrer aktuellen Befindlichkeit durfte ich meine Aufnahmen machen. So fotografierte ich die letzten Tage der Gießerei Stock Guss. Ich sah Schwerstarbeit bei Hitze und unendlich viel Staub und die Beschäftigten erlaubten mir auch ihre Betroffenheit abzulichten. Alle Kollegen erhielten eine Bildauswahl als Erinnerung. Ein Antwortbrief spiegelt ihre Befindlichkeit: "Du hast es geschafft die Stimmung und die Atmosphäre auf ein Stück Plastik zu bannen. Wir können auch noch nach langer Zeit die Hitze und den Lärm förmlich spüren. Die Kollegen hast du auf den Punkt getroffen! Es tut aber auch weh, die Photos zu sehen. Die vielen gemeinsamen Jahre wandern jetzt gerade endgültig in den Container. Was wir viele Jahre am Laufen gehalten haben interessiert jetzt nur noch Schrotthändler. Die Dinge, die uns etwas bedeutet haben (ja, das stimmt wirklich), werden weggeschmissen. Nach jedem Besuch in der Firma brauche ich zwei Tage, um die Bilder zu verdrängen. R.S. (Betriebselektriker im Ruhestand) weigert sich, noch einmal in den Betrieb zu fahren. Er sagt, es gäbe keine Ecke und keine Maschine, die er nicht in- und auswendig kennt. Er kann nicht beim Abbruch zuschauen, er möchte alles so in Erinnerung behalten wie es war. So fühle ich auch."