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Rund eineinhalb Jahre, vom Frühjahr 2013 bis in die Zeit von Birlikte im Sommer 2014, hat Peter Ruthardt 2 bis 3mal wöchentlich die Keupstraße besucht. Er hat Gespräche geführt, fotografiert.
Planbar - sagt er - war an diesen Besuchen nichts. Aber er war überwältigt “ob der Fülle”, die sich ihm an Motiven bot.
“Birlikte” war ein großes Fest der Erinnerung und Solidarität an den Nagelbombenanschlag 2004. Im Focus der Bilder liegt allerdings der Alltag dieser Straße, die Normalität jenseits aller Festlichkeiten.
Peter Ruthardts Fotos zeigen uns die Menschen der Keupstraße also in ihrem Arbeitsumfeld oder als Besucher der Straße, es sind alltägliche Situationen und damit zeigen sie zunächst einmal ein solides Stück Sozialreportage.
Als Kulturwissenschaftler würde ich mir wünschen, wir hätten viel mehr solcher Reportagen, auch aus ganz anderen, aber immer aus alltäglichen Milieus. Ich denke, wir schätzen solche Reportagen, angefertigt von guten Fotografen, heute viel zu gering. Sie sind Zeugnis einer genau lokalisierbaren und genau datierbaren historischen Situation.
Es ist ein Unterschied, ob man ein Milieu, eine historische Situation, eine Momentaufnahme mit Worten beschreibt, oder durch die Augen eines Fotokünstlers sieht. Ein gutes Foto erreicht das Herz des Betrachters schnell und unmittelbar. Mit Worten ist das ungleich schwieriger.
Dass die Keupstraße nicht nur für Köln-Mülheim eine wichtige und spannende Straße ist, wird nicht zuletzt durch ein aktuelles Oral-History-Projekt der Geschichtswerkstatt Mülheim deutlich, das sich der Geschichte der Straße widmet. Ein erster Beitrag ist gerade in der jüngsten Publikation der Geschichtswerkstatt “100 Jahre Köln-Mülheim” erschienen. Hier berichtet Willy Hungenberg aus seinen Erinnerungen an die Keupstraße im Zeitraum von der Nachkriegszeit bis in die 1970er Jahre.
Hungenberg datiert den Umschwung der Keupstraße von einer rein deutschen Bewohnerschaft zu einer internationalen aus seiner Erinnerung an das Ende der 1960er Jahre. Zitat: “ Dann kamen die ersten Italiener, Spanier und Griechen, die meist bei F u. G und auch bei KHD arbeiteten. … Anfang der 70er Jahre kamen dann die ersten Türken, die auch alle bei F u. G und bei KHD arbeiteten.” Hungenberg beschreibt sie als meist ältere, bescheidene, freundliche und höfliche Menschen. Er führt aus: “In der Keupstraße wohnten damals alle Nationalitäten, es gab keine Probleme, auch nicht bei der Arbeit.”
Aber man entfernte sich voneinander, was Hungenberg auf kulturelle und religiöse Gründe zurückführt. Teestuben wurden eröffnet, türkische Bäckereien, Geschäfte und Restaurants. Schließlich investierten die ansässigen Türken ihr erarbeitetes Geld und kauften Häuser in der Keupstraße. Zitat: “ Es war ein jahrelanger Prozess.” Er mündete schließlich in der heute bekanntlich fast gänzlich von türkischen Geschäftsleuten dominierten Straße.
Wie es dort heute im Alltag zugeht, das zeigen uns Peter Ruthardts Fotografien.
Und darin liegt in meinen Augen auch der Wert dieser Fotografien: wir lernen die Keupstraße durch ihre Menschen kennen. Das erlaubt uns, mentale Barrieren viel leichter zu überwinden.
Text: Peter Oberem (gekürzt)

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